15. Ausbreitungsrechnung durchführen

Eine grobe Ausbreitungsrechnung bietet Ihnen die Möglichkeit, in relativ kurzer Zeit von etwa 20 bis 40 Minuten eine eventuelle Beeinträchtigung von Stickstoffempfindlichen Lebensraumtypen in FFH-Gebieten durch das geplante Plan / Projekt abzuschätzen. Bei einer groben Ausbreitungsrechnung ist für die Berechnung eine niedrige statistische Qualitätsstufe in den AUSTAL 2000 Einstellungen (qs = -4) definiert worden. Außerdem wird das Gelände hierbei nicht berücksichtigt.

Das Ergebnis der Berechnung ist ausreichend, um erste Aussagen über die Auswirkungen und die mögliche Betroffenheit von stickstoffempfindlichen LRT in FFH-Gebieten treffen zu können. Damit ist eine grobe Ausbreitungsrechnung vor allem für eine Einschätzung vorab geeignet, welche Sie bei der Planung Ihres Vorhabens entsprechend berücksichtigen können, wie z.B. Standortwahl oder die Größe des Vorhabens. Die Kenngrößen und die Geometrie der Emissionsquellen können Sie hierfür recht einfach anpassen, die grobe Ausbreitungsrechnung wiederholen und das Ergebnis vergleichen.

Für eine feine Ausbreitungsrechnung ist eine vierfach höhere statistische Qualitätsstufe (qs = 0) definiert worden. Außerdem wird hierbei das Gelände berücksichtigt. Im Gegensatz zur der groben, liefert die feine Ausbreitungsrechnung ein genaueres Ergebnis. Die Dauer der Berechnung dauert entsprechend länger, in der Regel in etwa 20 bis 30 Stunden. Sie müssen auch bedenken, dass maximal drei feine Ausbreitungsrechnungen gleichzeitig auf dem Server durchgeführt werden können. Es können in Ausnahmefällen also auch entsprechende Wartezeiten eintreten, bis Ihre Rechnung ausgeführt wird.

Eine feine Ausbreitungsrechnung sollte immer dann erfolgen, wenn keine ‚gutachterliche‘ Ausbreitungsrechnung vorgeschrieben ist, wie etwa bei kleineren Vorhaben, bei Baugenehmigungsverfahren bzw. im Rahmen der FFH-Vorprüfung, oder wenn die zuständige Naturschutzbehörde auf eine ‚gutachterliche‘ Ausbreitungsrechnung verzichtet.

Eine feine Ausbreitungsrechnung ist Voraussetzung für eine anschließende Stickstoffprüfung und Überführung der Ergebnisse in das Protokoll einer FFH-Verträglichkeitsprüfung im FIS. Damit kann die zu erwartende Auswirkung eines Plan / Projektes durch Stickstoffeinträge für die zuständige Naturschutzbehörde nachvollziehbar dokumentiert werden. Daher ist eine feine Ausbreitungsrechnung im Zusammenhang mit einer FFH-VP auch dann sinnvoll, wenn diese keine Beeinträchtigung von LRT als Ergebnis ausgibt.

Alternativ kann auch eine externe Ausbreitungsrechnung für einen Emittenten hochgeladen und weiter verwendet werden, wenn diese z.B. im Rahmen eines Gutachtens durch ein Fachbüro erstellt worden ist und Ihnen diese als sog. *.dmna-Datei vorliegt. Wichtig ist zu beachten, dass die *.dmna-Datei für den Gesamtstickstoff vorliegen muss. Es können nicht mehrere dmna-Dateien für die einzelnen Gase getrennt verwendet werden. Am besten sprechen Sie dies im Vorfeld mit Ihrem Dienstleister ab. Mit einer externen Ausbreitungsrechnung kann ebenfalls eine anschließende Stickstoffprüfung und Überführung der Ergebnisse in das Protokoll einer FFH-Verträglichkeitsprüfung im FIS erfolgen.

Nachdem Sie die Ausbreitungsrechnung gestartet haben werden die Daten an das Screeningmodel übermittelt und, soweit ein ‚Rechenplatz‘ frei ist, die Berechnung gestartet. Der aktuelle Status und der Fortschritt (in %) hierzu wird Ihnen fortlaufend auf der Seite angezeigt.

Je nach Typ der Ausbreitungsrechnung kann diese bei einer groben bis zu 40 Minuten, bei einer feinen bis zu 30 Stunden dauern. Wenn sich noch weitere Berechnungen anderer Nutzer vor Ihnen in der Warteschlange befinden, wird Ihnen dies ebenfalls hier mitgeteilt. Dadurch kann sich die Bearbeitungszeit unter Umständen weiter hinausziehen.

Sobald die Berechnung erfolgreich abgeschlossen ist, wird Ihnen automatisch eine Information hierzu an die hinterlegte E-Mail-Adresse geschickt.

Als Ergebnis der Ausbreitungsrechnung wird auf Grundlage eines hinterlegten 100m x 100m Rasters je Kachel ein Depositionswert in kg N / (ha a) ausgegeben und in der Datenbank gespeichert. Die N-Deposition wird in der Karte in zwei Layern dargestellt. Die Höhe der Deposition wird entsprechend farblich abgestuft:
- N-Deposition > = 0,3 kg N / (ha)
- N-Deposition < 0,3 kg N / (ha a)

Auf Grundlage der Depositionswerte wird automatisch eine 0,3 kg N / (ha a) Isolinie erzeugt und in der Karte als Layer angezeigt. Damit diese keine kantig-zackige Linie genau zwischen den Kacheln mit Werten >= 0,3 und < 0,3 ist, wird diese graphisch interpoliert. Damit sicher alle Kacheln >= 0,3 innerhalb der Isolinie liegen wird die Isolinie zusätzlich mit einem 50m Buffer erweitert. So können teils auch Kacheln mit Werten < 0,3 innerhalb der Isolinie liegen, diese werden aber später bei der Auswertung nicht berücksichtigt.

Mit Hilfe der Isolinie als potentieller Einwirkbereich des Plans / Projektes wird durch eine räumliche Abfrage geprüft, ob stickstoffempfindliche Lebensraumtypen in FFH-Gebieten von einer N-Deposition >= 0,3 kg N / (ha a) betroffen sind, und voraussichtlich damit das Abschneidekriterium überschritten wird. Als Datengrundlage werden die Lebensraumtypen bei jeder Prüfung inkl. der Critical Loads (CL) von einem Kartendienst abgefragt, der auf die aktuelle Naturschutzdatenbank des Landes NRW (@Linfos) zugreift.

Als Ergebnis der Prüfung werden alle FFH-Gebiete mit den voraussichtlich betroffenen stickstoffempfindlichen Lebensraumtypen aufgelistet. In der Karte werden die betroffenen LRT ebenfalls als rot umrandete Flächen dargestellt sowie das LRT-Kürzel und der CL als Beschriftung ausgegeben. Des Weiteren werden die Kacheln mit den jeweiligen N-Depositionswerten als Layer ausgegeben, die sich mit den betroffenen LRT überschneiden. Der Layer wird allerdings erst ab einem Maßstab von 1:25.000 sichtbar, Sie müssen also weit genug in die Karte hinein zoomen.

Optional kann ein sog. Kontrollraum (Sicherheitsabstand zur Isolinie) definiert werden. Dieser erzeugt einen Buffer in der von Ihnen definierten Entfernung um die 0,3-Isolinie und prüft per räumlicher Abfrage, ob innerhalb dieses Bereiches besonders stickstoffempfindliche LRT mit einem CL kleiner oder gleich 10 kg N/(ha·a) betroffen sind. Als Ergebnis werden diese dann ebenfalls in der Liste der LRT je FFH-Gebiet sowie in der Karte ausgegeben.

Diese Auswertung ist optional und bietet weitere Auswertungsmöglichkeiten. Eine gesetzliche Verpflichtung hierzu besteht nicht.